Beschreibung
Die Erde schüttelt uns ab
Neben dem üblichen Feuer und dem Einsammeln der sieben Blümlein feiert man im Wendland die Sommersonnenwende traditionell mit der Geburt eines Kindes, der Veröffentlichung eines psychedelischen Meisterwerks und einer wenige Tage darauf folgenden Single. Zumindest macht Tom Liwa das so. Die zweite Single in der Reihe „Topic Tom de Terre“ heißt „Die Erde schüttelt uns ab“ und ist musikalisch eine Überraschung, textlich eine Herausforderung. Es geht um all die Gedanken, die einen in diesen seltsamen Wochen durch den Kopf gehen. Rückzug und Zuversicht, Warten und Hoffen, Apokalypse ohne Angst, mit einem kleinen Kopfnicken Richtung Jackson Browne. Der drängende Beat unterstützt das Gefühl, dass das jetzt wirklich gerade „die letzte Chance“ ist – die Basis für diesen irritierend schönen Elektropop hat der Berliner Drum’n‘Bass-DJ / Produzent Joerg Nawra gelegt, der hier zum ersten Mal Elektronik mit klassischen Songstrukturen verbindet. Ansonsten macht er mit der nicht existierenden Punkband Ketamin B12 keinen Punkrock. (Nachforschen lohnt sich.)
Weitere Menschen haben auf dem Track mehr oder weniger hörbare Spuren hinterlassen: Nur ein paar Stunden, bevor „Die Erde schüttelt uns ab“ fertig wurde, war die Idee für die zweite Single noch eine deutschsprachige Coverversion von Michael Stipes „No Time For Love Like Now“. Gewidmet ist das Lied Toms Sohn Joshua, der pünktlich zur Sommersonnenwende am 20.6.2020 geboren wurde und Rupert Hine, der wenige Tage vorher starb. Der Songwriter / Musiker / Produzenten-Zauberer Hine hat seinen Platz im Liwaschen Kosmos vor allem für sein Solowerk und die ganz spezielle Produktion des Kevin-Ayers-Albums „The Confessions Of Dr. Dream And Other Stories". Später produzierte er noch einige tolle Synthie-Pop-Platten. (Nachforschen lohnt sich auch hier.)
- Birgit Fuß -