„Diese Woche vor 25 Jahren genau waren die Neunziger.“ Das singt Tom Liwa wirklich, so beginnt die zehnte Single der „Topic Tom de Terre“-Reihe – eine Reminiszenz an den guten alten Gitarrenkrach, mit der passenden Band dazu: The Truffauts. Man kennt und schätzt sich seit den Achtzigern, als Toms Flowerpornoes neben den frankophilen Franken auf der legendären "The Sound And The Fury"-Compilation vertreten waren. Die Truffauts waren schon damals Toms Favoriten unter den heimischen Gitarrenpopbands, doch erst nach einem Flowerpornoes-Konzert 2016 in Nürnberg intensivierte sich der Kontakt mit dem Gitarristen/Songwriter Ronald Chateauroux. Für seine Patreon-Abonnenten coverte Tom kürzlich ihr Stück „In Your Sleep“, und nun also: „Neary und die Antonionis“. Dafür drehte er die Instrumentalversion von „Where Is My Heart“ (vom tollen Truffauts-Album „Oscar“) mehrfach durch den Wolf (oder vielleicht auch andere Tiere), schob es weiter in Richtung Noise und Postpunk, Dischord und SST, Hüsker Dü lassen grüßen – all der Lärm eben, der damals das Größte war, und der Gesang versuppt absichtlich im Gedröne. Dabei hat es der Text auch in sich. „In den Neunzigern lebten wir in einer Zwei-Zimmer-Wohnung und dachten, wir wären angekommen in der Mitte der Gesellschaft“, singt Tom. „Keine Ahnung, wie wir darauf kamen.“ Die harten Schicksale der Bandmitglieder sind so fiktiv wie die Figuren selbst – ausnahmsweise alles komplett ausgedacht! Selbst der „Tommy“, der im Wendland lebt, ist nicht Liwa selbst. Seit mehr als 40 Jahren hat ihn niemand mehr „Tommy“ genannt (Glück gehabt!). Filmfexe werden erraten, worauf der ebenfalls fiktive Bandname anspielt: Roy Neary ist die Hauptfigur in Spielbergs SciFi-Klassiker „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, in dem wiederum Francois Truffaut mitspielt.
Ein gemeinsames Projekt von Tom Liwa und den Truffauts schwebt immer noch im Raum, langweilig wird es beiden Parteien jedenfalls sicher nicht. Die Nürnberger gehen im Mai als Trio ins Studio – und schon am 26. Mai erscheint das neue Flowerpornoes-Album, auf dem es auch ordentlich laut wird. Danach geht es weiter mit der „Topic Tom de Terre“-Reihe. Aber nun erst mal viel Spaß in der Zeitmaschine!

- Birgit Fuß -